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Wachsende Vielfalt der Lebensverlaufsmuster in der Lebensmitte

Erwerbstätigkeit, Kindererziehung, Pflegeaufgaben: Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) über Lebensverläufe von Frauen und Männern in der Lebensmitte

Datum 16.01.2019

Wiesbaden – Gegenwärtig befinden sich etwa 36 Prozent der Deutschen im mittleren Alter zwischen 35 und 59 Jahren. Eine Studie des BiB untersucht die Lebensformen und Lebensverläufe von Frauen und Männern in dieser Phase und zeigt politischen Handlungsbedarf auf.

Die Lebensmitte ist für die Mehrheit der Menschen in Deutschland in wachsendem Maße durch die Geburt von Kindern und die Familiengründung geprägt. Damit stellt sich hier oftmals die Frage nach der Vereinbarkeit von Familienleben und etablierter Berufstätigkeit für beide Geschlechter – und zwar nicht nur beschränkt auf die Phase mit kleineren Kindern. Denn auch ältere Erwerbstätige können mit der Vereinbarkeit von Pflegeaufgaben und Beruf konfrontiert werden.

Die spätere Phase dieses Lebensabschnitts ist dann meist bestimmt durch den Auszug der Kinder aus dem Elternhaus und eine hohe Erwerbsbeteiligung. Für Kinderlose zeichnet sich dieser mittlere Abschnitt im Lebensverlauf vor allem durch eine intensive Arbeitsauslastung und schließlich den nahenden Übergang in den Ruhestand aus.

Höheres Bildungsniveau und gestiegene Erwerbstätigkeit
Die Befunde der Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung belegen unter anderem markante Veränderungen der Lebenslagen in dieser Phase in den letzten 20 Jahren. Dazu tragen ein deutlich gestiegenes Bildungsniveau sowie die Zunahme des Anteils von Erwerbstätigen (vor allem der Frauen) bei. Im Zeitvergleich bestätigt sich diese Entwicklung über alle Bildungsgruppen hinweg. Bei der Verwirklichung der Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen gibt es allerdings geschlechterspezifische Unterschiede, die meist mit der Geburt eines Kindes zusammenhängen.

Große Vielfalt der Lebensformen
Die Lebensformen präsentieren sich heute deutlich vielfältiger als noch vor 20 Jahren. In der Phase des mittleren Erwachsenenalters bleibt aber – trotz rückläufigem Anteils mit nun 40 Prozent – die Lebensform mit Kindern weiterhin dominant. Allerdings unterscheiden sich die Lebensformen in den einzelnen Phasen der betrachteten Lebensspanne deutlich. Dies gilt besonders für Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland sowie städtisch und ländlich geprägten Regionen. Beispielsweise zeichnen sich ländliche Gegenden im Vergleich zu urbanen Regionen durch eine frühere und häufigere Elternschaft aus, aber auch durch eine höhere Kinderzahl, eine geringere Erwerbstätigenquote und eine höhere Teilzeitquote von Frauen. Im Ost-West-Vergleich wiederum zeigen sich geringere Anteile an Ehepaaren und höhere Anteile an nichtehelichen Lebensverlaufsmustern in Ostdeutschland.

International große Differenzen bei den Lebensverläufen
Große Unterschiede zwischen typischen Lebensverlaufsmustern werden auch im europäischen Vergleich deutlich. So existiert zum Beispiel eine starke Streuung des Alters bei der Familiengründung oder beim Auszugsalter der Kinder aus dem Elternhaus. In Rumänien bekamen Frauen im Jahr 2016 ihr erstes Kind durchschnittlich mit 26,4 Jahren, in Italien dagegen mit 31 Jahren. Zudem unterscheidet sich die Bevölkerung im mittleren Erwachsenenalter zwischen den einzelnen untersuchten Ländern beim Bildungsniveau erheblich. Dies hat wiederum Folgen für die Lebensform und die Erwerbstätigkeit dieser Personengruppe.

Politische Handlungsmöglichkeiten
Als Konsequenz der gestiegenen Vielfalt der Lebensverläufe ergeben sich aus Sicht der Autoren Anforderungen für das politische Handeln. Dies ist umso wichtiger, als der demografische Wandel und die fortschreitende Geschlechtergerechtigkeit die Phase des mittleren Lebensverlaufs weiter verändern werden. Daher sollten unter anderem eine weitere Flexibilisierung der gesellschaftlichen Strukturen und vor allem eine Entzerrung der Rushhour des Lebens durch die Umverteilung der Erwerbsarbeit im Lebensverlauf diskutiert werden. Als hilfreiche Maßnahmen werden beispielsweise eine lebenslauforientierte Arbeitszeitpolitik sowie die Forcierung des Ausbaus von Kinderbetreuungsmöglichkeiten genannt.

Den Link zur Publikation "Was kommt nach der Rushhour? Lebenslagen und Lebensverläufe von Frauen und Männern in der Lebensmitte" finden Sie hier.

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