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Quelle: baona/iStock
Im Zuge der Anhebung der Altersgrenzen für eine Rente ohne Abschläge steigt seit mehreren Jahren das Renteneintrittsalter. Das muss nicht bedeuten, dass in gleichem Maße länger gearbeitet wird. Es kann sein, dass auch die Wartezeit zwischen Erwerbsende und Rentenbeginn länger wird.
Erwerbsaustritt ist nicht unbedingt gleich Renteneintritt
Kritiker der Altersgrenzenanhebungen befürchten, dass ein wachsender Teil älterer Arbeitskräfte aus Gesundheits- und Arbeitsmarktgründen nicht bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze arbeiten kann und daher die Zeit bis zum Rentenbeginn überbrücken muss oder vorzeitig mit Abschlägen in den Rentenbezug geht. Daher stellt sich die Frage, ob der Aufschub des Rentenbeginns auch mit einem entsprechend längeren Verbleib in der Erwerbstätigkeit einhergeht. Falls dem nicht so ist, zeigt sich dies in den Übergangspfaden in den Ruhestand, wenn weniger ältere Arbeitskräfte direkt aus der Erwerbsarbeit in den Rentenbezug wechseln und sie vor dem Ruhestand häufiger arbeitslos, langzeiterkrankt oder aus anderen Gründen nicht mehr erwerbstätig sind. Auch die Altersteilzeitbeschäftigung beinhaltet oft den faktischen Ausstieg aus der aktiven Erwerbsarbeit einige Jahre vor dem Rentenbeginn, da sie meist als Blockmodell mit einer längeren Freistellungsphase ausgeübt wird. Die weitere Entwicklung wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sich die Beschäftigten mittleren Alters bereits darauf einstellen, länger zu arbeiten – auch über das 65. Lebensjahr hinaus.
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Nach den Ergebnissen des Deutschen Alterssurveys zeigt sich beim Ausstiegsalter aus dem Erwerbsleben eine Trendwende hin zu einem längeren Verbleib im Arbeitsleben. Während die 66- bis 71-Jährigen des Jahres 2008 noch mit durchschnittlich 56,3 Jahren ihre hauptberufliche Tätigkeit beendet hatten, sind die sechs Jahre später Geborenen mehr als anderthalb Jahre länger berufstätig geblieben. 2017 war das Erwerbsaustrittsalter (DEAS) um ein weiteres Jahr angestiegen. Dennoch liegt das Ausstiegsalter mit durchschnittlich 58,9 Jahren immer noch weit unter der Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung. Dies verdeutlicht, dass viele Menschen nicht bis zum Eintritt in die Altersrente erwerbstätig bleiben.
Datentabelle:
Durchschnittliches Erwerbsaustrittsalter der 66- bis 71-Jährigen im Ruhestand (xls, 36 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Das Erwerbsaustrittsalter (DEAS) variiert zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So bleiben etwa Männer im Durchschnitt fast sechs Jahre länger berufstätig als Frauen. Vor allem westdeutsche Frauen sind seltener berufstätig, da sie häufiger als im Osten aus familiären Gründen ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben und danach seltener wieder in die Erwerbstätigkeit zurückgekehrt sind.
Deutliche Unterschiede gibt es auch zwischen den Bildungsgruppen. Je höher das Qualifikationsniveau, desto später erfolgt der Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Erwerbstätige ohne abgeschlossene Berufsausbildung (niedriges Bildungsniveau) scheiden mit 55,4 Jahren im Durchschnitt zwei Jahre vor Personen mit abgeschlossener betrieblicher oder schulischer Berufsausbildung aus (mittleres Bildungsniveau). Am längsten erwerbstätig bleiben Personen mit einem Studienabschluss oder einer abgeschlossenen Aufstiegsfortbildung (hohes Bildungsniveau), die mit etwas mehr als 61 Jahren ihre Berufstätigkeit beenden. In diesen bildungsbezogenen Differenzen kommen sowohl unterschiedliche Arbeitsmarktrisiken, Gesundheitschancen und Tätigkeitsprofile als auch Unterschiede in Motiven und Weiterarbeitswünschen zum Ausdruck.
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Nach den Ergebnissen des Deutschen Alterssurveys haben nur 45,1 % der 66- bis 71-Jährigen des Jahres 2017 ihre Erwerbstätigkeit beendet, weil sie die Rentenaltersgrenze erreicht hatten. 2014 waren es nur 39,3 % der Befragten. Der Großteil schied vorzeitig aus anderen Gründen aus dem Erwerbsleben aus: 18,4 % wegen Arbeitslosigkeit oder aus betrieblichen Gründen, 19,8 % aus gesundheitlichen Gründen, 19,4 % aus familiären Gründen. Für weitere 18,3 % gaben Freizeitwünsche oder andere Gründe den Ausschlag. Die Entwicklung seit Mitte der 1990er-Jahre zeigt über viele Jahre einen abnehmenden Anteil derer, die erst bei Erreichen der Altersgrenze aus dem Erwerbsleben ausscheiden (1996: 53,3 %; 2014: 39,3 %). Aktuell hat dieser Anteil allerdings wieder zugenommen, wofür vermutlich die Einführung des abschlagsfreien Zugangs in die Altersrente für besonders langjährig Versicherte ("Rente mit 63") verantwortlich ist. Zahlenmäßig an Bedeutung gewonnen haben in den letzten zwei Jahrzehnten die Ausstiege aus betrieblichen und familiären Gründen sowie die Erwerbsbeendigung wegen Freizeitwünschen und anderen Gründen.
Datentabelle:
Erwerbsausstiegsgründe der 66- bis 71-Jährigen im Ruhestand (xls, 37 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Die Gründe des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben unterscheiden sich zwischen sozialen Gruppen und Regionen. Je niedriger das Berufsbildungsniveau, desto seltener scheiden Erwerbstätige erst mit dem Erreichen der Altersgrenze aus und umso häufiger erfolgt der Ausstieg vorzeitig aus gesundheitlichen, familiären oder betrieblichen Gründen. So sind es bei den Erwerbstätigen ohne und mit abgeschlossener Berufsausbildung (niedriges und mittleres Bildungsniveau) nur gut ein Drittel, das wegen Alters aus dem Erwerbsleben ausscheidet, bei den Befragten mit einem Studienabschluss oder einer abgeschlossenen Aufstiegsfortbildung (hohes Bildungsniveau) hingegen fast die Hälfte. Gesundheitliche, familiäre und betriebliche Gründe stehen in der ersten Personengruppe bei der Entscheidung, aus dem Beruf auszusteigen mit jeweils 17-18 % mehr im Vordergrund als bei den Höherqualifizierten (11-14 %) .
Im Osten Deutschlands scheiden Beschäftigte vor dem Ruhestand mehr als doppelt so häufig wie im Westen wegen Arbeitslosigkeit oder aus betrieblichen Gründen aus (30,3 % vs. 12,4 %). Frauen verlassen den Arbeitsmarkt häufig frühzeitig aus familiären Gründen (23,4 % vs. 5,0 % der Männer).
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Je nach dem Übergangspfad in den Ruhestand hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten die Dauer zwischen dem Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit und dem Beginn der Altersrente unterschiedlich entwickelt. Bei denjenigen, die als Hausfrau/-mann oder aus anderen Gründen bereits lange vor dem Rentenbeginn aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, hat sich die Nichterwerbsphase vor der Rente von 17,8 Jahre (1996) auf 15,7 Jahre (2017) verkürzt. Bei Personen, die vor dem Renteneintritt arbeitslos wurden oder im Vorruhestand waren, hat sich die Dauer zwischen Erwerbsausstieg und Rentenbeginn hingegen verlängert. Im Durchschnitt scheiden diese nun bereits 5,7 Jahre vor dem Renteneintritt aus dem Erwerbsleben aus. Mitte der 1990er Jahre waren es nur 2,6 Jahre.
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Die unterschiedlichen Gründe und Zeitpunkte des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben zeigen sich auch in den Übergangspfaden in den Ruhestand, erkennbar am letzten Erwerbsstatus der Personen vor Beginn ihrer Altersrente oder Pension. Trotz späteren Ausstiegs arbeiten nur etwa die Hälfte der älteren Erwerbstätigen bis zum Beginn ihrer Altersrente. Zwischen 1996 und 2014 verringerte sich der Anteil derer, die direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Altersrente oder Pension wechselten, von 62 auf 49,5 %, 2017 erreichte er 54,2 %. Dieser Wiederanstieg geht vermutlich auf die Einführung des vorzeitigen abschlagsfreien Zugangs in die Altersrente für besonders langjährig Versicherte ("Rente mit 63") ab Sommer 2014 zurück.
Jede zehnte ältere Person ist vor dem Ruhestand arbeitslos. Zwischen 1996 und 2017 hat sich dieser Übergangspfad von 3,6 % auf 10,5 % verdreifacht. Die Entlassung in die Arbeitslosigkeit löst damit teilweise die Ausgliederung über Vorruhestandsregelungen ab, die im selben Zeitraum von 10,1 % auf 2,6 % zurückgegangen ist. An Bedeutung gewonnen hat auch der vorzeitige Ausstieg über die geblockte Altersteilzeit. Hier lag 2017 der Anteil mit 15,0 % mittlerweile auf einem höheren Niveau als das Ausscheiden aufgrund von Arbeitslosigkeit (10,5 %). Stagnierend bis rückläufig sind die Anteile der Personen, die vor Beginn der Altersrente Hausfrau oder Hausmann, länger krank, erwerbsunfähig oder aus anderen Gründen nicht erwerbstätig sind.
Datentabelle:
Status der 66- bis 71-Jährigen vor Beginn der Altersrente/Pension (xls, 37 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Darüber hinaus gibt es bei den Übergangspfaden in den Ruhestand deutliche Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen und Geschlechtern. Von den 66- bis 71-Jährigen des Jahres 2017 mit akademischem Abschluss oder einer abgeschlossenen Aufstiegsfortbildung waren über 65 % bis unmittelbar vor Rentenbeginn aktiv erwerbstätig, von Personen mit geringem oder mittlerem Bildungsniveau dagegen nur rund 46 %. Gering und mittel Qualifizierte haben ein erhöhtes Risiko, bereits vor dem Wechsel in die Altersrente aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Erwerbsunfähigkeit aus dem Erwerbsprozess auszuscheiden oder – vor allem Frauen betreffend – nach der Familienphase keine dauerhafte Rückkehr in die Berufstätigkeit zu schaffen.
Insgesamt sind Frauen deutlich seltener als Männer (48,7 % gegenüber 59,9 %) und Ostdeutsche seltener als Westdeutsche (44,7 % gegenüber 56,4 %) bis zum Rentenbeginn berufstätig. Fast ein Viertel der Ostdeutschen und damit gut doppelt so viele wie unter den Westdeutschen ist vor dem Übergang in den Ruhestand jedoch arbeitslos. Besonders stark zugenommen hat dieser Übergangspfad bei ostdeutschen Frauen – von 1 % im Jahr 1996 auf 32 % im Jahr 2017 (ohne Abbildung).
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Immer mehr Erwerbstätige planen, bis zum Alter von 65 Jahren oder länger zu arbeiten. Und immer kleiner wird der Anteil derer, die einen frühen Ausstieg mit spätestens 60 Jahren planen. Wie die seit 1996 aus dem Deutschen Alterssurvey vorliegenden Daten zeigen, planten 2017 nur noch 14,3 % so früh aus dem Berufsleben auszuscheiden; 1996 waren es noch 52,3 % gewesen. Anfangs war die Abkehr vom frühen Ausstieg noch verbunden mit einer Unsicherheit über die voraussichtliche Dauer des längeren Arbeitens. Dies zeigt sich im kurzzeitigen Anstieg der Kategorie "weiß noch nicht" in den Jahren 1996-2002 (+12,3 Prozentpunkte).
In den darauffolgenden Jahren ist die anfängliche Ungewissheit konkreten Vorstellungen zum Erwerbsausstieg in einem höheren Alter gewichen. Zunächst konzentrierte sich dies vor allem auf eine Zunahme des Anteils derer, die planen, mit 61 bis 64 Jahren oder mit 65 Jahren aufzuhören (1996-2014: +19,52 Prozentpunkte). In den letzten 15 Jahren nahmen auch die Pläne zu, bis über das 65. Lebensjahr hinaus erwerbstätig zu bleiben (2002: 0,8 %; 2017: 25,4 %). Dennoch darf nicht übersehen werden, dass 2017 immer noch fast 40 % der 45- bis 59-Jährigen nicht davon ausgehen, bis zum 65. Geburtstag erwerbstätig zu bleiben. Nicht alle wollen oder können so lange arbeiten.
Datentabelle:
Geplantes Erwerbsaustrittsalter der 45- bis 59-jährigen Erwerbstätigen (xls, 39 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Betriebliche, qualifikatorische und Tätigkeitsmerkmale beeinflussen, ob Personen erwarten, bis zur Vollendung des 65. Lebensjahrs oder darüber hinaus erwerbstätig zu bleiben. Überdurchschnittlich häufig planen Personen mit höherem beruflichen Bildungsabschluss (53,8 %), hochqualifizierte Angestellte und solche mit Vorgesetztenfunktion (52,0 %) sowie Beamte und Beamtinnen (49,8 %) einen späten Ausstieg. Bei den Verbeamteten dürfte die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes solche Pläne begünstigen. Etwas überraschend planen Personen mit Facharbeiter- und Meisterstatus (neun von zehn davon sind Männer) vergleichsweise selten (39,3 %), bis zum Alter von 65 Jahren zu arbeiten. Dies kann damit zusammenhängen, dass diese häufiger in Großbetrieben beschäftigt sind, deren Belegschaft leichter in den Genuss von Angeboten zum vorzeitigen Ausstieg über Vorruhestandsregelungen und geblockter Altersteilzeit kommt. Möglicherweise kalkulieren Facharbeiter und Meister angesichts ihrer überdurchschnittlich vielen Erwerbsjahre auch häufiger mit der Option, frühzeitig mit oder ohne Abschläge in die Altersrente für langjährig oder besonders langjährig Versicherte zu gehen.
Auch die Arbeitsbelastung beeinflusst die Ausstiegsplane. Beschäftigte, die sich in mindestens einem von vier Bereichen (anstrengende oder einseitige körperliche Tätigkeit, erschwerte Umweltbedingungen am Arbeitsplatz, Stress durch starken Arbeits-/Termindruck, viele neue Anforderungen) ziemlich oder sehr belastet fühlen, planen seltener, bis zum Alter von 65 Jahren erwerbstätig zu bleiben (44,3 % gegenüber 49,9 % bei Erwerbstätigen ohne erhöhte Arbeitsbelastung). Männer beabsichtigen etwas häufiger als Frauen ein Weiterarbeiten bis zum Alter 65 oder darüber hinaus. Und in kleinen Betrieben fällt der Anteil an Beschäftigten, die planen bis zur Rentenaltersgrenze zu arbeiten, höher aus als in Großbetrieben.