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Quelle: Dean Mitchell/iStock
In den Medien häufen sich Berichte über Rentnerinnen und Rentner, die auch im Ruhestand noch arbeiten gehen. Wird die Erwerbstätigkeit im Ruhestand bald zum Normalfall? Welche Rolle spielen finanzielle Gründe?
Auch im Alter arbeiten – Ausdruck sozialer Schieflage...
In den vergangenen Jahren hat eine Diskussion darüber eingesetzt, ob immer mehr Menschen im Ruhestand noch arbeiten gehen müssen, um ihre (schmale) Rente aufzubessern. Dies geschieht nicht ohne Grund, denn es mehren sich die Anzeichen eines niedriger werdenden Alterssicherungsniveaus und einer wachsenden Zahl von armutsnahen Lagen im Alter. So sanken seit der Jahrtausendwende bis vor wenigen Jahren inflationsbereinigt die durchschnittlichen Rentenhöhen beim Renteneintritt und es steigt der Anteil älterer Menschen, deren Einkommen unter der Armutsschwelle liegt oder die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Vor diesem Hintergrund kann durchaus die Frage gestellt werden, ob die steigende Zahl von im Ruhestand Erwerbstätigen Ausdruck einer wachsenden finanziellen Notwendigkeit des Weiterarbeitens trotz Rente ist.
...oder Wunsch nach aktiver gesellschaftlicher Teilhabe?
Andererseits haben sich auch die Vorstellungen und Leitbilder für die nachberufliche Lebensphase verändert. Die traditionelle Idee vom Rückzug in den "wohlverdienten Lebensabend" konkurriert zusehends mit dem Leitbild des "aktiven Alterns". Heutzutage sind die Menschen hierzulande beim Übergang in den Ruhestand im Durchschnitt gesünder, qualifizierter und aktivitätsorientierter als in früheren Jahrzehnten. Nach dem Wechsel in die Rente noch in reduziertem Umfang arbeiten zu gehen, könnte daher auch Ausdruck einer höheren Arbeitsorientierung und des Wunsches nach aktiver Beteiligung am gesellschaftlichen Leben sein. Auch die Nachfrage nach älteren Arbeitskräften steigt.
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Der Anteil der Personen, die trotz Bezugs einer Altersrente oder Pension erwerbstätig sind, hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Nach den Ergebnissen des Deutschen Alterssurveys waren im Jahr 2017 11,4 % der Personen im Ruhestand erwerbstätig, mehr als doppelt so viele wie 1996. Trotz der Zunahme ist das Arbeiten von Rentenbeziehenden bislang allerdings immer noch die Ausnahme. Eine weitere Zunahme lässt sich jedoch erwarten, da zur Wahrung des Lebensstandards zukünftig mehr Menschen Interesse an einer Aufbesserung ihrer Alterseinkünfte haben dürften. Zugleich wird die Nachfrage nach solchen Arbeitskräften zunehmen. Und zudem bietet Erwerbstätigkeit eine Möglichkeit zur Aufrechterhaltung aktiven Alterns.
Datentabelle:
Im Ruhestand erwerbstätige Personen (bis 85 Jahre) in Deutschland (xls, 36 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Wie die altersspezifischen Unterschiede nahelegen, wird eine Weiterbeschäftigung im Ruhestand vor allem in den ersten Jahren nach dem Rentenbeginn praktiziert. Denn die Erwerbsquote der 60- bis 69-jährigen Altersrentenbezieher/-innen liegt bei etwas über 21 %, während sie im Alter ab 70 Jahren nur noch rund 6 % beträgt. Männer gehen auch im Ruhestand häufiger einer bezahlten Arbeit nach als Frauen (13,5 % gegenüber 9,5 %) und Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (12,3 % gegenüber 7,7 %). Auch bei der nachberuflichen Beschäftigung zeigt sich die Bildungsabhängigkeit der Erwerbsbeteiligung: Je höher das berufliche Bildungsniveau, desto höher ist auch die Erwerbsquote im Ruhestand. Dies deutet darauf hin, dass ein Weiterarbeiten im Ruhestand nicht primär aus finanzieller Notwendigkeit erfolgt.
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Erwerbstätige Personen im Ruhestand arbeiten überdurchschnittlich oft als Selbstständige (37,4 %), entweder in Ausübung einer neuen Tätigkeit oder in Fortführung ihrer bisherigen selbstständigen Arbeit trotz Bezugs ihrer Haupteinkünfte aus einem Alterssicherungssystem. Rund sechs von zehn Erwerbstätige sind abhängig beschäftigt. Eher selten arbeiten sie bei oder für ihren früheren Arbeitgeber (27,4 %).
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Die im Ruhestand Erwerbstätigen üben ein breites Spektrum von Tätigkeiten aus. Vergleicht man dieses mit den Tätigkeiten der Erwerbstätigen ab 43 Jahren, die noch nicht im Ruhestand sind, fallen zwei Dinge auf: Im Ruhestand werden überdurchschnittlich oft Verkaufs- und Dienstleistungsberufe, aber auch Maschinenbedienungs-, Montage- und Hilfstätigkeiten ausgeübt. Unterdurchschnittlich verbreitet sind hingegen Techniker- und gleichrangige nicht-technische Fachkraftberufe (z. B. im kaufmännischen, Unternehmensdienstleistungs- und Verwaltungsbereich) sowie Führungstätigkeiten.
Datentabelle:
Art der Tätigkeit und Beschäftigungsverhältnis der im Ruhestand Erwerbstätigen 2017 (xls, 28 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Bei den Erwerbstätigkeiten im Ruhestand handelt es sich größtenteils um geringfügige Beschäftigungsverhältnisse bzw. Teilzeittätigkeiten mit weniger als 20 Wochenstunden. So ist dies bei fast 70 % der Fall. Nur 13,6 % sind Vollzeitjobs mit mindestens 35 Arbeitsstunden pro Woche. Selbstständige sind mit 26,1 % zwar viermal so häufig Vollzeit tätig wie abhängig Beschäftigte (6,5 %) – aber auch bei den Selbstständigen überwiegt die Teilzeittätigkeit mit unter 20 Wochenstunden. Erwerbstätigkeit im Ruhestand ist daher typischerweise eine von der Dauer und dem zeitlichen Aufwand stark begrenzte Nebentätigkeit.