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Fertilität und Mortalität

(Schematische Darstellung, die auf einer angedeuteten Zeitachse die Lebensphasen von der Geburt bis zum Tod anhand von weißen Menschenicons auf grün-braunem Hintergrundfarbverlauf widergibt (Quelle: Mlenny/iStock) Quelle: rashadashurov/iStock

Geburtenentwicklung bzw. Fertilität und Sterblichkeitsentwicklung oder Mortalität sind die beiden Bestandteile der natürlichen Bevölkerungsbewegung. Hier zeichnet sich Deutschland durch eine der weltweit niedrigsten Geburtenraten aus. Sinkende Sterblichkeit vor allem im höheren Alter erhöht gleichzeitig die Lebenserwartung.

Niedriges Geburtenniveau reduziert Kindergeneration
Deutschland gehört seit mehreren Jahrzehnten zu den Ländern mit dem niedrigsten Geburten­niveau weltweit. Das gilt sowohl für West- wie für Ostdeutschland. Unter den heutigen Fertili­tätsverhältnissen ist in Deutschland jede Kindergeneration um etwa ein Drittel kleiner als ihre Elterngeneration. Entscheidend für das niedrige Geburtenniveau sind vor allem ein relativ hoher Anteil Kinderloser und ein niedriger Anteil von Familien mit drei und mehr Kindern.

Sterblichkeit verlagert sich zunehmend ins höhere Alter
Für die Entwicklung der Sterblichkeit in Deutschland lassen sich langfristig zwei unterschiedliche Teilprozesse erkennen: der erste deutliche Rückgang des Sterblichkeitsniveaus – beginnend am Ende des 19. Jahrhunderts – vollzog sich vor allem im Bereich der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit. Die Sterblichkeit im 20. Jahrhundert war durch zwei unterschiedliche Perioden geprägt: In der ersten Hälfte des Jahrhunderts ist vor allem die starke Übersterblichkeit der Männer im Zusammenhang mit den Kriegen hervorzuheben, die insbesondere die Geburtsjahrgänge bis einschließlich 1929 betrifft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt eine Periode, die kaum noch von externen Mortalitätseinflüssen wie Kriegen, Naturkatastrophen oder Krankheits­epidemien betroffen ist, sodass sich der zweite entscheidende Rückgang der Sterblichkeit seit Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in den höheren Altersgruppen manifestiert.

Geburtenverhalten in Deutschland

Lebendgeborene 1950-2017

Die Zahl der Geburten hängt von zwei wichtigen demografischen Einflussfaktoren ab – dem Geburtenniveau und der Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter. Deutschland gehört bereits seit Anfang der 1970er Jahre weltweit zu den Ländern mit einem sehr niedrigen Geburtenniveau. Bei einer zusammengefassten Geburtenziffer, die seit Jahren auf dem Niveau von rund 1,4 lag, war die Kindergeneration immer um etwa ein Drittel kleiner als die Elterngeneration. Für den Bestand der Elterngeneration wäre ein Niveau von rund 2,1 Kindern je Frau erforderlich. Aber auch bei gleichbleibendem Geburtenniveau schwankt die Zahl der Geborenen durch die Veränderung der Zahl der potenziellen Mütter, vor allem im gebärfreudigsten Alter zwischen 30 und 35 Jahren.

Für die hohe Anzahl der Geburten Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre (die Babyboom-Jahrgänge) – zwischen 1,1 und knapp 1,4 Millionen – war das hohe Geburtenniveau von 2,4 bis 2,5 Kindern je Frau ursächlich. Danach sank die Kinderzahl je Frau auf ein Niveau von 1,25 bis 1,40 ab. Hinzu kam die sinkende Zahl potenzieller Mütter im Alter ab etwa 25 Jahre durch die Geburtenausfälle während des Zweiten Weltkriegs. Ab Mitte der 1970er Jahre stieg die Anzahl Frauen im gebärfähigen Alter wieder an, so dass trotz des niedrigen Ge­burtenniveaus tendenziell mehr Kinder zur Welt kamen. In den letzten Jahren lässt sich eine Erhöhung des Geburtenniveaus erkennen, bei der Anzahl potenzieller Mütter gibt es im Vergleich nur geringe Veränderungen.

Datentabelle:
Lebendgeborene in Deutschland (xls, 50 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Zusammengefasste Geburtenziffer 1950-2017

Die Zusammengefasste Geburtenziffer gibt an, wie viele Kinder pro Frau geboren würden, wenn das Geburtenniveau des jeweiligen Kalenderjahres über das gesamte gebärfähige Alter der Frau zwischen dem 15. und 49. Lebensjahr konstant bleiben würde. Es ist die für den Vergleich des Geburtenniveaus am häufigsten verwendete Kennziffer, weil sie aktuell berechnet werden kann. Bei steigendem Alter der Frauen bei Geburt ihrer Kinder, wie in den letzten Jahren und Jahr­zehnten, unterschätzt diese Kennziffer aber das tatsächliche Geburtenniveau. Dieses liegt jedoch für jeden Frauenjahrgang erst dann vor, wenn die Frauen das 49. oder zumindest das 45. Lebensjahr vollendet haben.

Deutschland gehört mit seinem Geburten­niveau von aktuell durchschnittlich knapp 1,6 Kindern je Frau zu den Niedrigfertilitäts­ländern in der Welt. Bis vor einigen wenigen Jahren lag das Geburtenniveau sogar bei nur rund 1,4 Kindern. In Westdeutschland war dieses Niveau schon etwa seit Mitte der 1980er Jahre relativ konstant. Das zur Aufrechterhaltung der Bevölkerungszahl notwendige Niveau von 2,1 Kindern je Frau wurde zuletzt Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre erreicht. Zum Absinken der zusammengefassten Geburtenziffer hat nicht nur beigetragen, dass weniger Kinder, sondern diese auch später geboren werden.

In der DDR kam es ebenso zu einem starken Rückgang im Geburtenniveau. Dieser konnte durch das Wirken staatlicher Familienförderung zwischenzeitlich aufgehalten werden. Nach der Wiedervereinigung kam es in Ostdeutschland jedoch zu einem historischen Tiefstand des Geburtenniveaus. Inzwischen wurde hier das westdeutsche Niveau wieder erreicht und sogar etwas überschritten.

Datentabelle:
Zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland, West- und Ostdeutschland (xls, 54 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Durchschnittsalter der Mütter bei Geburt ihrer Kinder 1960-2017

Die Geburt von Kindern verschiebt sich in Deutschland – wie in anderen europäischen Ländern auch – in ein immer höheres Lebensalter der Frauen. Diese Entwicklung ist nicht neu. Sie vollzieht sich in West­deutschland bereits seit den 1970er Jahren. In Ostdeutschland hat sie erst in den 1980er Jahren eingesetzt und sich auch nicht so kontinuierlich vollzogen, so dass 1990 ostdeutsche Mütter bei Geburt ihrer Kinder im Durchschnitt sogar drei Jahre jünger waren als die westdeutschen (25,5 Jahre gegenüber 28,3 Jahre). Dieser Unterschied hat sich bis zur Gegenwart im Ergebnis des schnellen Anstiegs des Gebäralters im Osten deutlich verringert. Noch immer aber sind die ostdeutschen Mütter mit 30,2 Jahren ein Jahr jünger.

Beim hier dargestellten Alter handelt es sich um das durchschnittliche Alter für alle geborenen Kinder. Deshalb spielen zwei Faktoren vor allem im Unterschied zwischen West- und Ost­deutschland eine wichtige Rolle: Das sind zum einen die Anteile nichtehelich geborener Kinder, weil Mütter bei Geburt nichtehelicher Kinder in der Regel jünger sind als bei ehelichen Kindern. Zum anderen ist der Anteil höherer Geburten, also zweiter, dritter usw. Kinder von Bedeutung, weil die Mütter bei Geburten höherer Ordnung naturgemäß älter sind als beim ersten Kind.

Datentabelle:
Durchschnittsalter der Mütter bei Geburt ihrer Kinder in Deutschland, West- und Ostdeutschland (xls, 50 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Kinderlosigkeit in West- und Ostdeutschland 2016

Ein Phänomen, das in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist die Kinder­losigkeit. Damit ist Deutschland im europäischen Rahmen zwar nicht allein. Sie ist aber wesentlich stärker verbreitet als in vielen anderen europäischen Staaten. Innerhalb Deutschlands existieren jedoch erhebliche Unterschiede in der Kinderlosigkeit zwischen West- und Ostdeutschland, die sich in den letzten Jahren etwas verringert haben. Seit dem Jahr 2008 werden Frauen im Mikrozensus alle vier Jahre nach der Zahl ihrer insgesamt geborenen Kinder befragt, so dass der Anteil tatsächlich kinderlos gebliebener Frauen festgestellt werden kann.

Säulendiagramm, das den Anteil kinderloser Frauen der Geburtsjahrgänge 1937 bis 1972 in West- und Ostdeutschland im Jahr 2016 zeigt. Wird im Text erläutert. Kinderlose Frauen in West- und Ostdeutschland 2016 Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Destatis

Während für Westdeutschland über alle Geburtsjahrgänge hinweg ein kontinuierlicher Anstieg der Kinderlosigkeit zu erkennen ist, ist dies in Ostdeutschland erst bei den Geburtsjahrgängen etwa ab dem Jahrgang 1962 der Fall, aber auch hier auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Westen Deutschlands. So gaben 2016 in Ost­deutschland knapp 18 % der 40- bis 44-jährigen Frauen an, keine Kinder zu haben. In Westdeutschland waren es dagegen über 22 %. Die hohe Kinderlosigkeit ist heute zu einem entscheidenden Einflussfaktor für das insgesamt niedrige Geburtenniveau geworden. Zu dieser Entwicklung beigetragen haben auch die steigende Bildung der Frauen und die Zunahme des Anteils Allein­stehender, denn hoch gebildete Frauen und Frauen ohne Partner sind überproportional kinderlos.

Datentabelle:
Kinderlose Frauen in West- und Ostdeutschland 2016 (Geburtsjahrgänge 1941 bis 1976) (xls, 48 KB, Datei ist nicht barrierefrei)


Sterbefälle und Lebenserwartung in Deutschland

Gestorbene nach Geschlecht 1950-2017

Die Anzahl der Sterbefälle hängt von zwei demografischen Faktoren ab – von der Altersstruktur und der Lebenserwartung. Ist wie in früheren Jahrhunderten die Bevölkerung sehr jung, aber die Sterblichkeit im Kindes- und Jugendalter sehr hoch, so gibt es eine hohe Anzahl an Gestorbenen. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat sich die Sterblichkeit jedoch, einhergehend mit einem deutlichen Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung, zunehmend ins höhere Alter verlagert und die Tendenz der Lebenserwartung ist weiter steigend.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Sterbefälle bis 1970 relativ stetig zu. So waren es Ende der 1960er Jahre knapp 240 Tausend Sterbefälle mehr als 1950. Ursache war ein kontinuierlich steigender Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung verbunden mit einer stagnierenden Lebenserwartung im höheren Alter. Mit der Senkung der Sterblichkeit in den höheren Altersgruppen änderte sich dieser Trend und in den folgenden rund 30 Jahren sank die Zahl der Sterbefälle trotz steigender Alterung der Bevölkerung. Zwischen 2001 und 2011 starben jährlich zwischen 820 und 860 Tausend Personen in Deutschland. In den letzten Jahren zeichnet sich wieder ein steigender Trend ab, obgleich es in einzelnen Jahren zu deutlichen Schwankungen gekommen ist. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen und an Dynamik zunehmen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre ein hohes Alter erreichen, wodurch zwangsläufig mehr Todesfälle auftreten werden.

Datentabelle:
Gestorbene in Deutschland nach Geschlecht (xls, 54 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Lebenserwartung bei Geburt und erreichbares Alter 65-Jähriger nach Geschlecht 1960-2016

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist ein besonders aussagekräftiges und daher weit verbreitetes Maß für die vergleichende Darstellung von Sterblichkeitsverhältnissen. Die Lebenserwartung bei Geburt erhöht sich seit langer Zeit in Deutschland nahezu kontinuierlich und liegt nach der aktuellen Sterbetafel 2015/2017 bei 78,4 Jahren für neugeborene Jungen und 83,2 Jahren für neugeborene Mädchen. In den letzten Jahrzehnten hat insbesondere auch die fernere Lebenserwartung für Ältere zugenommen. So haben 65-jährige Männer heutzutage im Durchschnitt noch weitere 17,8 Lebensjahre zu erwarten und Frauen 21,0 Jahre. Das sind 5,9 bzw. 6,1 Jahre mehr als noch 1970. Im höheren Alter verkleinert sich allmählich die Schere zwischen Männern und Frauen. Trotzdem existieren nach wie vor beachtliche Unterschiede in der Lebenserwartung beider Geschlechter. Sie sind sowohl auf biologische Voraussetzungen als auch auf Verhal­tensunterschiede, zum Beispiel eine gesundheitsbewusstere Lebensweise von Frauen, und auf häufig ungünstigere Arbeitsbedingungen von Männern zurückzuführen. Das erreichbare Alter – berechnet aus dem bereits erreichten Alter und der ferneren Lebenserwartung in diesem Alter – ist höher als die Lebenserwartung bei Geburt. Diese Differenz steigt mit zunehmendem Lebensalter der Überlebenden an, weil das Sterberisiko der bereits durchlebten Jahre entfällt.

Datentabelle:
Lebenserwartung bei Geburt und erreichbares Alter 65-Jähriger in Deutschland nach Geschlecht (xls, 54 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

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